Moderne Phishing-Angriffe sind raffiniert, zielgerichtet und automatisiert und können herkömmliche Sicherheitsmechanismen zunehmend umgehen. Eine moderne Cybersicherheit kann Ihre Organisation jedoch besser denn je schützen. Darüber hinaus kann sie im Fall eines erfolgreichen Cyberangriffs die Auswirkungen deutlich verringern.

Angreifer setzen zunehmend auf Social Engineering, gefälschte Login-Seiten und kompromittierte Cloud-Dienste, um Zugangsdaten zu stehlen. Besonders im Visier: Unternehmen mit komplexen IT-Strukturen, in denen ein einziger erfolgreicher Phishing-Angriff gravierende Folgen haben kann. Es ist deshalb von enormer Bedeutung, dass sie ihre IT-Sicherheit kontinuierlich anpassen.

Wir geben Ihnen hier technische Einblicke in die neuesten Phishing-Bedrohungen und zeigen, welche Schutzmaßnahmen heute wirklich notwendig sind. 
 

Wie Phishing gezielt Unternehmen trifft 

Phishing-Angriffe sind nicht mehr nur wahllose Massenmails mit offensichtlichen Rechtschreibfehlern. Unternehmen sehen sich heute mit verschiedenen, hochentwickelten Phishing-Techniken konfrontiert, die klassische Schutzmechanismen unterlaufen. 

Spear-Phishing: Individuell zugeschnittene Angriffe 

Beim Spear-Phishing sind die Angriffe individuell und gezielt angepasst. Statt massenhaft E-Mails zu versenden, sammeln Angreifer gezielt Informationen über eine bestimmte Person oder Abteilung, um eine täuschend echte Nachricht zu erstellen; realistisch erscheinende Szenarien sollen psychologischen Druck aufbauen und dazu verleiten, weniger Vorsicht walten zu lassen (Social Engineering).

Dazu tragen elaborierte Ansätze bei: 

  • Realistische Absenderadressen: Mails wirken glaubwürdig, weil es sich beim Absender scheinbar um einen Kollegen oder Geschäftspartner handelt.
  • Relevante Inhalte: Der Angreifer bezieht sich auf aktuelle Projekte oder interne Prozesse.
  • Perfekt formulierte Nachrichten: Keine offensichtlichen Tippfehler, sondern professionell gestaltete E-Mails. 

Da Spear-Phishing-Angriffe personalisiert sind, können herkömmliche E-Mail-Filter sie oft nicht erkennen. 

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Credential Harvesting: Gestohlene Zugangsdaten als Einfallstor 

Beim sogenannten Credential Harvesting werden Anmeldeinformationen gezielt abgegriffen, indem Mitarbeitende auf gefälschte Login-Seiten gelockt werden. 

  • Täuschend echte Webseiten: Cyberkriminelle erstellen exakte Kopien von Anmeldeportalen, z. B. von Microsoft 365, Google oder internen Firmensystemen.
  • Manipulierte Links: Eine URL sieht auf den ersten Blick vertrauenswürdig aus, enthält aber winzige Abweichungen („micros0ft.com“ statt „microsoft.com“).
  • Kein Malware-Befall notwendig: Die Nutzer selbst geben ihre Daten ein – und bemerken erst zu spät, dass sie einem Betrug aufgesessen sind.

Besonders gefährlich: Solche Zugangsdaten werden oft dazu genutzt, um schrittweise und unbemerkt tiefer in Unternehmensnetzwerke einzudringen. Sind keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen wie Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) aktiv, haben Angreifer unter Umständen leichtes Spiel. 

Business Email Compromise (BEC): CEO-Fraud & manipulierte Mails  

Beim Business Email Compromise (BEC) missbrauchen Kriminelle die E-Mail-Kommunikation innerhalb von Unternehmen. So sollen Mitarbeitende dazu gebracht werden, Geld zu überweisen oder vertrauliche Daten preiszugeben. 

  • Gefälschte Anweisungen von Führungskräften: Eine scheinbare E-Mail vom CEO fordert eine dringende Überweisung auf ein „neues“ Konto an.
  • Kompromittierte Geschäftskonten: Angreifer übernehmen legitime Firmen-E-Mail-Konten und senden deshalb mit (scheinbar) legitimer Adresse Nachrichten an Kollegen oder Partner.
  • Dringlichkeit als Druckmittel: Der Empfänger wird unter Zeitdruck gesetzt (Beispiel: „Das muss sofort erledigt werden!“).

Solche Angriffe verursachen massive Schäden – besonders in Unternehmen, die international tätig sind und regelmäßig große Transaktionen abwickeln. Eine gezielte Sensibilisierung der Mitarbeitenden ist hier entscheidend, um Verdachtsfälle frühzeitig zu erkennen. 

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Multi-Vektor-Angriffe 

Phishing-Angriffe beschränken sich längst nicht mehr nur auf E-Mails. Multi-Vektor-Angriffe (Multi-Vector Attacks) kombinieren verschiedene Kommunikationskanäle, um die Erfolgsquote zu maximieren. Das können zum Beispiel Angriffe auf die Serverstruktur (wie z.B. ein DDoS-Angriff) sein oder auch koordiniertes Phishing über unterschiedliche Kanäle:

  • Smishing (SMS-Phishing): Betrügerische Nachrichten mit schadhaften Links oder gefälschten Sicherheitswarnungen.
  • Voice-Phishing (Vishing): Anrufe von vermeintlichen IT-Administratoren, die Passwörter oder Zugangsdaten verlangen.
  • Social-Media-Angriffe: Gefälschte LinkedIn- oder Facebook-Profile, die sich als Kollegen oder Geschäftspartner ausgeben.

Da Unternehmen immer stärker vernetzt sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Angriffe über einen dieser Kanäle erfolgreich sind. Ohne einen ganzheitlichen Sicherheitsansatz, der verschiedene Bedrohungsvektoren abdeckt, bleiben Unternehmen angreifbar. 

Traditionelle Methoden der Phishing-Abwehr – und ihre Grenzen 

Viele Unternehmen setzen bereits seit langem bewährte Sicherheitsmethoden ein, um sich vor Phishing-Angriffen zu schützen, etwa:

 

Diese Maßnahmen sind eine solide und wichtige Grundlage, reichen jedoch nicht aus, um sich gegen moderne, gezielte Angriffe zu schützen. Cyberkriminelle umgehen Passwörter mit gestohlenen Anmeldeinformationen, nutzen kompromittierte legitime E-Mail-Konten und entwickeln neue Angriffstechniken, die klassische Filter umgehen.

Ein erweiterter Sicherheitsansatz ist notwendig.  

Effektive Schutzmaßnahmen: Was heute wirklich funktioniert 

 

Ein effektiver Schutz gegen Phishing setzt auf moderne Authentifizierungs- und Zugriffsmanagement-Technologien. Hier sind vier essenzielle Maßnahmen, die Unternehmen jetzt implementieren sollten: 

Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA)

Die Implementierung von Multi-Faktor-Authentifizierung fügt eine zusätzliche Sicherheitsebene hinzu, indem bei der Anmeldung mehrere Formen der Verifizierung erforderlich sind. MFA ist eine der wirkungsvollsten Methoden, um dafür zu sorgen, dass gestohlene Passwörter für sich allein nicht genutzt werden können.

Doch Achtung: Nicht alle MFA-Lösungen sind gleich sicher. Während SMS-basierte MFA zunehmend kompromittiert wird und relativ leicht angreifbar ist, bieten Authentifizierungs-Apps, eine Smartcard oder Hardware-Tokens (z. B. YubiKeys) eine wesentlich höhere Sicherheit.

Natürlich können MFA-Verfahren schnell nerven, wenn man sie für jedes einzelne System einzeln anwenden muss; deshalb empfiehlt sich die Kombination mit einem Single-Sign-On für alle Unternehmens-Anwendungen, um die Compliance der Mitarbeitenden für diese Sicherheitsvorkehrungen zu steigern. Eine ganzheitliche MFA-Lösung sorgt für Sicherheit und Zufriedenheit.

Passwortlose Authentifizierung

Je weniger Passwörter im Umlauf sind, desto geringer ist das Risiko. Technologien wie Passkeys oder FIDO2-basierte Lösungen und biometrische Merkmale eliminieren die Schwachstelle „Passwort“ und ermöglichen eine sichere, benutzerfreundliche Anmeldung. Für externe Angreifer sind diese Zugänge per Phishing nicht mehr erreichbar. 

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Zugriffsverwaltung & Berechtigungsmanagement

Zum sicheren Schutz vor Phishing-Attacken gehört es auch, erfolgreiche Angriffe nicht völlig auszuschließen. Dann hilft ein gut organisiertes Berechtigungsmanagement dabei, größere Schäden zu vermeiden.

  • Prinzip der minimalen Rechtevergabe: Mitarbeiter erhalten nur die Zugriffsrechte, die sie tatsächlich benötigen.
  • Kontextbasierte Authentifizierung: Zugriff nur aus vertrauenswürdigen Umgebungen erlauben.
  • Automatisierte Überprüfung: Regelmäßige Kontrolle, ob Berechtigungen noch erforderlich sind.

Sicherer Informationsaustausch

Wenn Daten verschickt werden, besteht theoretisch immer die Möglichkeit, dass externe Angreifer darauf zugreifen können. Für Unternehmen ist es deshalb von zentraler Bedeutung, dass sie für einen sicheren Informationsaustausch sorgen können.

  • Verschlüsselte E-Mail-Kommunikation: Schutz sensibler Daten vor Man-in-the-Middle-Angriffen.
  • Sichere Dateiübertragungen: Nutzung verschlüsselter Plattformen statt unsicherer Cloud-Dienste oder E-Mail-Anhänge.
  • Zero-Trust-Ansatz: Kein blinder Vertrauensvorschuss – jede Kommunikation und jeder Zugriff wird verifiziert. 

Schulung & offene Kommunikation als letzte Verteidigungslinie 

Auch die beste Sicherheitsinfrastruktur nützt wenig, wenn Mitarbeitende nicht sensibilisiert sind. Menschen bleiben das größte Einfallstor für Phishing-Angriffe – doch mit der richtigen Schulung wird aus der Schwachstelle eine starke Verteidigungslinie.

Gezielte Awareness-Trainings: IT-Sicherheitsschulungen helfen Mitarbeitenden, verdächtige E-Mails, gefälschte Login-Seiten oder betrügerische Anfragen besser zu erkennen.

Simulierte Phishing-Kampagnen: Unternehmen sollten regelmäßig realistische Tests durchführen, um Schwachstellen zu identifizieren und das Bewusstsein zu stärken.

Offene Meldekultur: Mitarbeitende sollten sich sicher fühlen, verdächtige E-Mails zu melden, selbst dann, wenn sie womöglich auf einen Phishing-Versuch hereingefallen sind – ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Ein transparenter Umgang mit Sicherheitsrisiken stärkt die gesamte Organisation.

Vor allem aber sollten Sie durch moderne Technologien dafür sorgen, dass auch ein vermeintlich erfolgreicher Phishing-Versuch nur in sehr begrenztem Maße wirksam sein kann – und dafür eignen sich am besten technische Schutzmaßnahmen, die schon by design große Sicherheit vor Phishing bieten. 

 

Fazit: Warum Unternehmen jetzt handeln sollten

Phishing-Bedrohungen sind nicht statisch – sie entwickeln sich weiter. IT-Entscheider müssen daher über klassische Schutzmaßnahmen hinausdenken. Unternehmen, die MFA, passwortlose Authentifizierung, eine granulare Zugriffsverwaltung und sichere Datenübertragungen kombinieren, minimieren ihr Risiko erheblich.

Eine starke Sicherheitsstrategie ist nicht nur eine Verteidigungslinie gegen Cyberkriminelle, sondern auch ein entscheidender Faktor für Compliance und Vertrauen in die eigene IT-Infrastruktur.